Wohltätigkeit

11.12.2017

Senio­ren sind die Spen­den­meis­ter

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Dabei zeigt sich keine andere Altersgruppe so wohltätig wie die Ü60-Jährigen. Spenden hat dabei noch einen überaus willkommenen Nebeneffekt.

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Zur Weihnachtszeit zeigen sich die Deutschen am wohltätigsten. Die meisten Spenden kommen dabei von Senioren.

In den letzten Wochen des Jahres laufen die Telefone der gemeinnützigen Organisationen wie „Aktion Deutschland Hilft“ und „Ein Herz für Kinder“ richtig heiß. Die Wohltätigkeitskonten füllen sich. Weihnachtszeit ist Spendenzeit, weiß Daniela Geue, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats: „Menschen haben zu dieser Zeit ein offeneres Ohr für das Leid anderer und sind hilfsbereiter.“

Im Jahr 2016 kam fast jeder vierte Spenden-Euro von den gesamten 5,3 Milliarden Euro erst im Dezember in die Kassen der wohltätigen Organisationen. Das geht aus der Studie „Bilanz des Helfens“ von Deutschem Spendenrat und dem Marktforschungsinstitut GfK hervor.

Ü-70-Jährige sind größte und spendabelste Spendergruppe

Auffällig hoch ist der Anteil der über 60-Jährigen. „Keine andere Altersgruppe ist so spendenfreudig“, sagt Geue. Mit 56 Prozent des Spendenaufkommens kommt mehr als jeder zweite Euro von Senioren. „Die Generation 60 plus ist ein wichtiger Pfeiler der humanitären Hilfe“, sagt die Spendenrat-Chefin. Besonders im Bereich der Flüchtlingshilfe seien sie maßgeblich für die vielen Spenden 2017 verantwortlich.

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Die eifrigsten Spender sind die über 70-Jährigen.

Über-70-Jährige zählen mit einem Anteil von 40,1 Prozent nicht nur zur größten Spendergruppe. Mit durchschnittlich 212 Euro spenden sie auch pro Kopf das meisten Geld. Senioren geben im Schnitt mehr als doppelt so viel Geld an wohltätige Organisationen wie die unter 30-Jährigen.

Leiderfahren und weniger Ausgaben

Der Sozialwissenschaftler Jürgen Schupp vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht die Gründe für die vielen Spenden der Älteren in ihren Lebenserfahrungen: „Menschen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geboren wurden, haben durchaus eine höhere Bereitschaft, notleidende Menschen zu unterstützen, da sie selber in ihrem Leben Leid und Mangel erleben mussten“, sagt Schupp.

Ein anderer Grund für das großzügige Spendenaufkommen im Alter könnte auch der größere finanzielle Spielraum sein. Während insbesondere in der mittleren Lebensphase größere Aufwendungen für Auto, Wohneigentum und Familie geleistet werden, verfügen Menschen in den späteren Phasen des Lebens meist über ein erspartes Vermögen, erklärt Schupp. Daher sei es auch „ein globaler Trend, dass Menschen eher Geld an Bedürftige weitergeben, wenn sie älter sind und über Vermögen verfügen.“

Spenden macht glücklich

Da Menschen immer älter werden, könnte sich auch das Spendenvolumen insgesamt erhöhen. Doch das werde auch von der Rentensituation abhängen, erklärt Schupp. „Sollten künftige Generationen über ebenso viel Einkommen im Alter verfügen, ist sicherlich auch die Neigung ausgeprägter, einen Teil des Geldes weiterzugeben.“ Altruistische Motive stünden in Konkurrenz mit steigenden Ausgaben, wie beispielsweise den wachsenden Wohnkosten, so der Sozialwissenschaftler.

Auch wenn das Spendenverhalten der Zukunft somit ungewiss bleibt – fest steht, dass Wohltätigkeit einen angenehmen Nebeneffekt hat: So zeigen internationale Studien den Zusammenhang zwischen generösen Handlungen wie Schenken und Spenden und dem Aufkommen von Glücksgefühlen. Demnach aktiviert das Gehirn das Belohnungsareal bei wohltätigem Verhalten. Je mehr gespendet wird, desto glücklicher ist der Spender. Eine Win-win-Situation – nicht nur für Ältere, und nicht nur zur Weihnachtszeit.