So reicht das Ersparte bis zum Lebensende
Verbraucher können ihr Vermögen im Alter mittels Rentenversicherung oder Entsparplan aufbrauchen. Letzterer verspricht zwar höhere Monatsraten. Das Risiko, dass das Geld vor dem Lebensende weg ist, ist dabei jedoch erheblich.
Wer seinen Ruhestand finanziell absichern möchte, sollte seine Ersparnisse möglichst so einteilen, dass sie für die noch verbleibenden Lebensjahre reichen. Andernfalls läuft er oder sie Gefahr, dass das Geld vor dem Tod aufgebraucht ist – und der Lebensstandard dann nicht mehr gehalten werden kann. Das wäre fatal, schließlich kommen auf Ältere mit den Kosten für medizinische Betreuung und Pflege unter Umständen hohe fixe Ausgaben zu.
Die sichere Variante, um eine dauerhaft konstante Monatsrate zu erhalten, ist die private Rentenversicherung. Als einziges privates Vorsorgeprodukt garantiert sie lebenslange Leistungen, so wie die gesetzliche Rente. Alternativ ließe sich das angesparte Vermögen auch über einen Fondsentnahmeplan aufbrauchen, der auf ein bestimmtes Lebensalter kalkuliert ist. Damit sind rechnerisch sogar höhere Monatsraten möglich – allerdings verbunden mit dem Risiko, dass das Kapital vor dem Lebensende aufgebraucht ist.
Risiko eines vorzeitigen Kapitalverzehrs
Wie beide Alternativen abschneiden, hat das Institut für Aktuar- und Finanzwissenschaften (ifa) im Vorjahr in einer Studie ermittelt. Für ein Guthaben von 100.000 Euro konnte damals eine 65-jährige Person beim besten Versicherer eine garantierte lebenslange Rente von 416 Euro pro Monat erhalten – ein Betrag, der ungefähr den aktuellen Marktkonditionen entspricht. Das erscheint wenig verglichen mit einem Fondsentnahmeplan mit einer unterstellten Rendite von sechs Prozent pro Jahr. Damit ließen sich bis zum 90. Geburtstag jeden Monat maximal 632 Euro abzweigen, ehe die 100.000 Euro aufgebraucht wären. Das sind rund 50 Prozent mehr.
Allerdings liegt unter normalen Marktschwankungen bei dieser Rate auch die Wahrscheinlichkeit bei 67,6 Prozent, dass das Geld schon vor dem 90. Geburtstag aufgebraucht ist. Bei einem „kalkulierten“ Endalter von 85 Jahren beträgt sie immer noch 56,8 Prozent. Selbst wenn ein Sparer nur jene 416 Euro monatlich aus dem Fondsvermögen entnehmen wollte, die auch die private Rentenversicherung bietet, wäre der Entnahmeplan in vielen Fällen vorzeitig versiegt. Das Risiko, dass das Geld bei dieser Rate schon vor dem 85. Lebensjahr aufgebraucht ist, liegt laut ifa-Berechnungen bei 24,5 Prozent. Bei einer kalkulierten Lebensdauer von 90 Jahren wären es sogar 36 Prozent.
Wertschwankungen verhindern sichere Kalkulation
Die Unsicherheit resultiert aus möglichen Verlusten des Fonds während der Auszahlungsphase. Sie führen bei konstanten monatlichen Entnahmen dazu, dass die Ersparnisse früher aufgebraucht sind. Diese Gefahr wird jedoch meist ausgeblendet. „Bei der Berechnung einer konstanten Monatsrate aus einem Entnahmeplan wird oft eine gleichbleibende Rendite unterstellt. Wertschwankungen sind an der Börse aber die Regel“, betont ifa-Studienleiter Jochen Ruß. Und dieses Schwankungsrisiko macht eine sichere Kalkulation der Rückflüsse kaum möglich.
Etwas verlässlicher wären die Auszahlungen, wenn die Sparer bei der Fondsanlage mehr auf Sicherheit setzen würden. Dennoch bliebe ein Restrisiko, länger zu leben, als das Geld reicht. Bei einer jährlichen Rendite des Fonds von vier Prozent – verbunden mit niedrigeren Wertschwankungen – würden die 416 Euro aus dem Entnahmeplan bei jedem zehnten Sparer nicht bis zum 85. Geburtstag reichen, und bei einem Viertel nicht bis zum 90.
Mehr als die Hälfte der 65-Jährigen wird 85 Jahre alt
Wer dieses Risiko für vertretbar hält, sollte sich die Lebenserwartung heute 65-Jähriger vor Augen halten. Von den Frauen dieses Alters erleben nach Daten des Statistischen Bundesamtes rund 70 Prozent ihren 85. Geburtstag, und noch fast die Hälfte (49,5 Prozent) von ihnen wird sogar 90 Jahre alt. Von den 65-jährigen Männern erreicht gut die Hälfte (55 Prozent) ein Alter von 85, mehr als ein Drittel (34,8 Prozent) wird auch 90.
Bei einer privaten Rentenversicherung ist es egal, wie alt die Menschen werden. Das Geld fließt garantiert bis zum Lebensende. Möglich macht es der Risikoausgleich im Kollektiv. Ein Versicherer kalkuliert die monatliche Rente für alle Kunden auf Basis der mittleren Lebenserwartung. Für diejenigen, die früher sterben, muss er weniger Renten zahlen und kann das dadurch freiwerdende Vermögen nutzen, um die Leistungen für die besonders Langlebigen zu finanzieren. So wird das finanzielle „Risiko“ eines hohen Alters beherrschbar, das für einen Einzelnen nicht kalkulierbar ist.