Partnersuche im Internet

08.02.2017

Sil­ver-Sur­fer erobern die Dating-Por­tale

Rund die Hälfte der Nutzer von Online-Kontaktbörsen ist älter als 50 Jahre. Gerade für sie sind die Dienste eine nützliche Hilfe.

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Die Liebe im Internet zu suchen, ist nicht mehr außergewöhnlich. Auch viele Ältere nutzen diese Möglichkeit. 

Mit Mitte 50 den Kindern und Enkeln eine neue Liebe vorstellen – das allein hätte für einen kurzweiligen Nachmittag völlig gereicht. Doch als Jürgen Simon mit seiner heutigen Frau das erste Mal zu seiner Familie fuhr, konnte er noch eins draufsetzen. „Da waren viele überrascht, als ich sagte, dass wir uns über das Internet kennengelernt haben“, erinnert sich der heute 67-Jährige. Viele seiner Freunde hatten damals noch nicht einmal gewusst, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt.

Zehn Jahre sind Simon, der in Wahrheit anders heißt, und seine Frau inzwischen verheiratet. Und während damals, als beide zueinander fanden, Dating-Portale noch weitgehend unbekannt waren, so sind sie heute extrem populär und haben Millionen Nutzer. Knapp sieben Millionen Singles in Deutschland suchen auf diese Weise nach einem Partner, schätzt Stiftung Warentest. Unter ihnen sind besonders viele Ältere wie Simon. Laut einer Erhebung des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft ist jeder fünfte Nutzer eines Dating-Portals über 60 Jahre alt, und fast jeder zweite älter als 50.

Internet ersetzt den Barbesuch

Dass gerade auch die Generation 50+ die Online-Partnerportale rege nutzt, ist für Klaus Ernst keine Überraschung. „Mit zunehmendem Alter reduzieren sich die Gelegenheiten, überhaupt jemanden auf konventionellem Wege kennenzulernen“, sagt der Diplompsychologe und Singlecoach bei der Kontaktbörse Parship. Abendliches Ausgehen oder Partys verlören an Bedeutung. Im Internet braucht es den direkten Kontakt nicht. Die virtuelle Welt ersetzt den Barbesuch, die Online-Nachricht den Flirt am Tresen. Das erleichtert die Partnersuche.

Und das hilft insbesondere älteren Singles – von denen es immer mehr gibt. Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden, und dies geschieht immer später. Männer sind heute bei einer Scheidung durchschnittlich 46,3 Jahre alt, Frauen drei Jahre jünger. Zur Jahrtausendwende lag das Scheidungsalter bei beiden Geschlechtern noch fünf Jahre niedriger. Die Entwicklung hat auch mit dem Wandel gesellschaftlicher Normen zu tun: Galt die Scheidung früher als Tabu, so ist den Menschen ihr eigenes Glück heutzutage wichtiger als die Meinung der Mitmenschen. Und so wagen auch immer mehr Ältere in der Liebe noch einmal den Neustart.

Ältere nehmen sich mehr Zeit für die Partnersuche

Sie nutzen Dating-Portale jedoch anders als die Jüngeren: „Sie gehen oft entspannter und ohne jeglichen Zeitdruck an die Thematik heran“, weiß Singlecoach Ernst. Familienplanung oder berufliche Karriere, die junge Menschen unter Stress setzen, spielen bei ihnen eine untergeordnete Rolle. Und noch etwas unterscheidet sie von den Jungen. „Während es für die jüngere Generation völlig normal ist, Kontakte parallel zu führen, konzentrieren sich Ältere eher auf einen Menschen“, sagt Ernst.

Auch Simon ist bei der Suche nach seiner Frau behutsam vorgegangen. „Wenn man eine gewisse Lebenserfahrung hat, dann guckt man schon etwas genauer hin“, sagt er. Gemeinsamkeiten seien ihm wichtig gewesen. Er wollte sicher sein, dass die Beziehung auch langfristig hält. Denn auch wenn Kontaktbörsen die Partnersuche erleichtern, will er nicht ständig neu auf die Suche gehen: „Im Alter ist Dating eben nicht mehr selbstverständlich“, sagt Simon.