Demografischer Wandel

13.10.2021

Deutsch­land seit 1990 um fünf Jahre geal­tert – Alters­schnitt in acht Land­krei­sen schon bei über 50

Die Bevölkerung Deutschlands wird immer älter. Regional verläuft das Tempo jedoch unterschiedlich schnell, wie ein Langfristvergleich der Initiative „7 Jahre länger“ zeigt. Der Höhepunkt der Alterung steht noch bevor.

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Menschenmenge in Berlin: Die Jugend zieht es in die Großstädte, die ländlichen Regionen dagegen vergreisen.

Die steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenzahlen haben die Bevölkerung Deutschlands seit der Wiedervereinigung deutlich altern lassen. So ist der Altersschnitt seit 1990 um fünf auf 44,6 Jahre gestiegen. In acht Kreisen – allesamt in Ostdeutschland – liegt er inzwischen gar bei 50 Jahren oder mehr. Das zeigt eine Auswertung für alle bundesweit 401 Kreise der Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis von Zahlen der Landesstatistikämter.

„Demografische Welle bricht“

„Der demografische Wandel zeichnet sich immer deutlicher ab“, sagt Peter Schwark, Geschäftsführer des Versicherungsverbandes GDV, der die Initiative „7 Jahre länger“ trägt. Der Höhepunkt der Alterung stehe aber noch bevor: „In dieser Dekade gehen die Babyboomer in Rente. Dann bricht die demografische Welle.“ Bund, Länder und Gemeinden müssten mehr tun, um die Folgen der Alterung zu bewältigen. „Es geht um ein nachhaltiges Rentensystem. Es geht um genügend Betreuungsplätze. Es geht aber auch um mehr digitale Angebote, um älteren Menschen möglichst lange ein selbstständiges Leben zu ermöglichen“, betont Schwark.

Alterung in Deutschland*

Bundesland

Durchschnittsalter

Anteil Ü80

1990

2020

1990

2020

Mecklenburg-Vorpommern

35,8

48,8

2,6%

8,3%

Sachsen-Anhalt

38,4

48,1

3,4%

8,8%

Thüringen

37,9

47,5

3,2%

8,4%

Brandenburg

37,1

47,2

3,2%1

8,2%

Sachsen

39,4

46,9

4,1%

8,9%

Saarland

40,2

46,5

3,5%

7,9%

Schleswig-Holstein

40,2

45,6

4,3%

7,6%

Rheinland-Pfalz

39,3

45,0

3,9%

7,2%

Niedersachsen

39,8

44,8

4,0%

7,2%

Deutschland

39,3

44,6

3,8%

7,1%

Nordrhein-Westfalen

39,7

44,3

3,7%

7,0%

Bayern

39,2

44,0

3,6%

6,6%

Hessen

40,0

44,0

3,9%

6,7%

Baden-Württemberg

38,8

43,8

3,6%

6,8%

Bremen

41,3

43,7

4,6%

7,0%

Berlin

39,1

42,7

4,5%

6,0%

Hamburg

41,3

42,1

5,0%

6,1%

* sortiert nach dem Durchschnittsalter 2020, 1) Wert abweichend für 1991
Quelle: Initiative „7 Jahre länger", Destatis, Landesstatistikämter

Wegen der Zu- und Abwanderung von Menschen altern die Regionen unterschiedlich schnell. So trennen die älteste Stadt Suhl (Altersschnitt: 51 Jahre) und die jüngste Stadt Heidelberg (Altersschnitt: 40,7 Jahre) mehr als zehn Jahre. Generell sind es die Universitätsstädte sowie die boomenden Metropolen, deren Einwohner deutlich jünger sind. Noch Anfang der 1990er-Jahre gab es dieses ausgeprägte Stadt-Land-Gefälle nicht.

„Die demografische Entwicklung verläuft parallel zur wirtschaftlichen“, sagt Schwark. Damit die Schere zwischen den Regionen nicht weiter auseinander gehe, brauche es Impulse für den ländlichen Raum. „Wirtschaftliche Perspektiven sind wichtig, um junge Menschen zu halten“, so Schwark. Neue Chancen könnten sich auch durch den Home-Office-Trend ergeben. „Home-Office bindet die Metropolen und ihr näheres Umland enger aneinander und kann die Landflucht bremsen.“

10 älteste Regionen Deutschlands

Stadt-/Landkreis

Bundesland

Durchschnittsalter in Jahren

Stadt Suhl

Thüringen

51,0

Stadt Dessau-Roßlau

Sachsen-Anhalt

50,6

Altenburger Land

Thüringen

50,5

Mansfeld-Südharz

Sachsen-Anhalt

50,3

Greiz

Thüringen

50,2

Spree-Neiße

Brandenburg

50,0

Mecklenburgische Seenplatte

Mecklenburg-Vorpommern

50,0

Vorpommern-Rügen

Mecklenburg-Vorpommern

50,0

Elbe-Elster

Brandenburg

49,9

Saalfeld-Rudolstadt

Thüringen

49,9

10 jüngste Regionen Deutschlands

Stadt-/Landkreis

Bundesland

Durchschnittsalter in Jahren

Heidelberg

Baden-Württemberg

40,7

Freiburg im Breisgau

Baden-Württemberg

40,8

Offenbach

Hessen

40,8

Frankfurt am Main

Hessen

40,9

Darmstadt

Hessen

41,0

Cloppenburg

Niedersachsen

41,0

Vechta

Niedersachsen

41,1

Münster       

Nordrhein-Westfalen          

41,4

Mainz

Rheinland-Pfalz

41,5

Regensburg

Bayern

41,6

Quelle: Initiative „7 Jahre länger", Destatis, Landesstatistikämter

Anteil der Hochaltrigen hat sich fast verdoppelt

Die fortschreitende Alterung Deutschlands zeigt sich auch an der Zahl der über 80-Jährigen. Ende 2020 lebten rund 5,9 Millionen in Deutschland, 1990 waren es rund drei Millionen. Der Anteil der sogenannten Hochaltrigen hat sich seitdem von 3,8 auf 7,1 Prozent fast verdoppelt. In acht Landkreisen hat bereits jeder zehnte Einwohner diese Altersgrenze überschritten – am höchsten ist der Anteil in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt mit 11,2 Prozent.

Auswertung Durchschnittsalter Bundesländer 1990-2020