Hochaltrige

15.10.2024

Das sind die Hun­dert­jäh­ri­gen in Deutsch­land

Sie sind zwar nur wenige, aber keine Bevölkerungsgruppe wächst so stark wie die der über 100-Jährigen. Die jüngste Volkszählung hat sich näher mit ihnen und ihrer Lebenssituation befasst.

© Getty Images / Maria Victoria Herrera

Mit der steigenden Lebenserwartung wächst auch die Zahl der Menschen, die 100 Jahre und älter werden.

Wie viele es gibt

Zum Zeitpunkt des Zensus im Mai 2022 – der letzten umfangreichen Bevölkerungserhebung – lebten in Deutschland knapp 16.800 Menschen, die 100 Jahre oder älter waren. Das entspricht der Größe einer Kleinstadt. Die Geschlechter sind in der Gruppe sehr ungleichmäßig vertreten: Mit 85 Prozent sind die allermeisten Hochbetagten Frauen. Das liegt zum einen an ihrer generell höheren Lebenserwartung. Zugleich zeigen sich bei den aktuellen Jahrgängen aber auch die Folgen des 2. Weltkrieges, in dem viele junge Männer starben. 

Beeindruckender noch als die bloße Zahl der Hundertjährigen ist die Entwicklung. 1970 gab es laut Schätzungen der UN in Deutschland weniger als 500 Menschen, die ihren 100. Geburtstag erlebt haben. Bis 1990 hatte sich ihre Zahl auf rund 2500 verfünffacht, zum Zensus 2011 waren es dann bereits 13.400. Der Anstieg spiegelt die steigende Lebenserwartung wider. Wachsender Wohlstand, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen oder medizinischer Fortschritt haben dazu geführt, dass die Deutschen immer länger leben – und entsprechend die Zahl der Hochaltrigen steigt.

Und die Entwicklung geht weiter: Das Statistische Bundesamt geht in seiner Bevölkerungsvorausberechnung davon aus, dass bei einem starken Anstieg der Lebenserwartung 2070 bis zu eine Viertelmillion über Hundertjährige in Deutschland leben könnte. Das wären dann so viele Menschen, wie heute etwa in Kiel oder Chemnitz leben. 

Wie sie leben

Die meisten Hochaltrigen in Deutschland führen noch ein relativ selbstständiges Leben. So wohnen immerhin etwa sechs von zehn Personen in einem privaten Haushalt. Nur eine Minderheit (42 Prozent) der über 100-Jährigen lebt in Gemeinschaftsunterkünften wie zum Beispiel Alten- oder Pflegeheimen. 

Im Vergleich zu früher sind es mittlerweile mehr Hochaltrige, die noch im eigenen Zuhause leben: 2011, bei der vorangegangen Bevölkerungsbefragung, lag der Anteil bei der Hälfte (49 Prozent). Erklärungen für die positive Entwicklung enthält die Auswertung des Statistischen Bundesamtes zwar nicht. Die Entwicklung passt jedoch zu den Ergebnissen der Heidelberger Hundertjährigen-Studie. Demnach hat sich der körperliche und geistige Zustand der 100-Jährigen im Zeitverlauf verbessert, was ihnen eben auch ein längeres selbstständiges und selbstbestimmtes Leben ermöglicht.

Immerhin 6.600 Hochaltrige, als etwa zwei Drittel derjenigen mit eigenem Zuhause, sind gesundheitlich noch so fit, dass sie allein leben können. Rund 1.500 Personen lebten zum Zeitpunkt der Erhebung in Zweipersonenhaushalten (16 Prozent). Dazu passt: Immerhin vier Prozent der Hundertjährigen, also 700 Menschen, sind auch noch verheiratet. Die restlichen 1.700 Personen, die noch im eigenen Zuhause wohnen, verteilen sich auf Drei- oder Mehrpersonenhaushalte. Sie sind offenkundig bei ihrer Familie oder Freunden untergebracht.

Wo sie leben

Die Nähe zu Ärzten, Pflege- oder Betreuungsdiensten scheint für Hochaltrige ein wichtiges Kriterium für die Wohnortwahl zu sein. Neun von zehn leben in Städten mit mindestens 5.000 Einwohnern, mehr als ein Drittel (36 Prozent) gar in Städten mit einer Bevölkerung von mehr als 100.000. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung sind die über 100-Jährigen auf dem Land unterrepräsentiert, in den Großstädten verhält es sich umgekehrt.

Mit 4,6 Personen je 10 000 Einwohner ist Würzburg die kreisfreie Stadt in Deutschland mit dem höchsten Anteil an Superalten. Im Bundesländervergleich führt Hamburg mit 2,5 Hochaltrigen je 10 000 Einwohner das Ranking an, gefolgt von Schleswig-Holstein und Sachsen mit 2,4.