Ernährung

27.11.2024

Das macht eine vegane Ernäh­rung mit uns

Einige Menschen essen nur pflanzliche Produkte. Für die Gesundheit ist das nicht unbedingt besser als ein Mischkonsum aus Gemüse, Obst und Fleisch. Solange nicht zu viel Fleisch dabei ist.

© Unsplash / Anna Pelzer

Viel Gemüse ist sehr gesund. Aber eine ausschließlich pflanzliche Ernährung muss es nicht unbedingt sein.

Manche Menschen entscheiden sich für eine vorwiegend oder rein pflanzliche Ernährung. Etwa neun Prozent der Deutschen ernähren sich vegetarisch, weitere drei Prozent gar vegan, meiden also auch Milch oder Käse auf tierischer Basis. Den einen geht es um den Tier- und Umweltschutz, die anderen verzichten der Gesundheit wegen auf Fleisch und Wurst. 

Die gesundheitsförderlichen Effekte von pflanzlichen Lebensmitteln sind unbestritten: Der Verzehr von viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten führt zu einem ausgeglicheneren Gesamtcholesterinspiegel und mindert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Herzinfarkt. Auch das Körpergewicht bleibt eher in Balance, da viele Obst- oder Gemüsesorten sehr ballaststoffreich sind und weniger gesättigte Fette enthalten. 

Verjüngungseffekt durch vegane Kost?

Doch was bringt eine rein pflanzliche Ernährung – verglichen mit einer Mischkost? Das wollte die Stanford University mit einer Studie herausfinden, die von der Streamingplattform Netflix dokumentiert wurde. Dafür wurden über acht Wochen die Gesundheitswerte von 21 eineiigen Zwillingspaaren vermessen, wobei sich ein Geschwisterkind vegan ernährte, das andere von Mischkost. Das Resultat: Die Veganer zeigten signifikante Verbesserungen ihrer Gesundheitswerte, darunter niedrigere Cholesterinwerte, ein um 20 Prozent gesunkener Insulinspiegel und ein durchschnittlicher Gewichtsverlust von zwei Kilogramm im Vergleich zu ihren fleischessenden Zwillingen. 

Und dabei blieb es nicht: Die Wissenschaftler konnten auch Unterschiede im Alterungsprozess messen. So wiesen Veganer intaktere Telomere auf. Dabei handelt es sich um die schützenden Enden der DNA-Stränge. So wie die Plastikkappen an Schnürsenkeln diese vor dem Ausfransen bewahren, so schützen Telomere die DNA vor Schäden und Verlust. Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere allmählich, dies ist ein natürlicher Teil des Alterungsprozesses. Längere Telomere könnte somit ein Hinweis auf ein jüngeres biologisches Alter sein. „Wer lange leben möchte, würde von einer stärker pflanzenbasierten Ernährung profitieren“, sagt Prof. Christopher Gardner, einer der Studien-Autoren.

Gesund ist eher vegetarisch

Als Plädoyer für eine ausschließlich pflanzliche Ernährung will Gardner die Studie allerdings nicht verstanden wissen, zumal die Ergebnisse aufgrund des kurzen Beobachtungszeitraums und der wenigen Probanden nicht unumstritten sind. Ihm geht es eher darum aufzuzeigen, welche gesundheitsfördernde Effekte ein hoher Anteil an Obst und Gemüse in der Ernährung haben kann. „Viel wichtiger als eine strenge vegane Ernährungsweise ist es, mehr pflanzliche Lebensmittel in die Ernährung einzubauen“, so der Wissenschaftler.

So sieht es auch Facharzt Jörn Klasen, auch bekannt als Ernährungs-Doc aus dem Fernsehen. „Eine gesunde Ernährung ist tendenziell eher vegetarisch – also mit wenig Fleisch und am besten gar keiner Wurst.“ Gerade hierzulande ist der Fleischkonsum viel zu hoch. Fast 52 Kilogramm verzehren die Deutschen durchschnittlich im Jahr, das macht fast ein Kilogramm pro Woche. Der Verzehr liegt damit dreimal höher als die empfohlene Menge. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät dazu, nicht mehr als 300 Gramm Fleisch oder Wurst pro Woche zu essen – und das möglichst unverarbeitet. Zu viel Fleisch begünstigt Übergewicht mit all seinen negativen Effekten und gilt mit als Auslöser für viele Krebserkrankungen. 

Kein genereller Fleischverzicht nötig

Einen generellen Verzicht auf Rinder-Gulasch oder Hähnchen-Keule halten viele Mediziner allerdings für unnötig: Denn auch tierische Lebensmittel enthalten wichtige Nährstoffe, beispielsweise Eisen oder Vitamin B12. Dessen Mangel kann beispielsweise zur Blutarmut (Anämie), Müdigkeit und Gedächtnisstörungen führen – ein Problem, vor dem gerade Veganer stehen. Denn Vitamin B12 kommt fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. „Wer vegan isst, muss darauf achten, dass sein B12-Spiegel nicht zu niedrig ist“, sagt Fernseh-Doc Klasen. Regelmäßige Kontrollen seien unverzichtbar, bei einem zu niedrigen Vitamin-B12-Spiegel können Nahrungsergänzungsmittel helfen.