Das Geheimnis hinter den Orten der Superalten
In den sogenannten Blue Zones werden die Bewohner überdurchschnittlich alt. Von der Lebensweise und den Einstellungen der Menschen können wir viel lernen.
Es gibt Regionen auf der Welt, in denen die Menschen überdurchschnittlich alt werden. „Blue Zones“ werden sind genannt. Der Begriff geht auf zwei Wissenschaftler zurück, die Orte auf Sardinien mit auffällig vielen 100-Jährigen auf der Landkarte mit blauem Kugelschreiber umkreisten.
Neben der italienischen Insel gibt es weltweit noch andere solcher Blauen Zonen: beispielsweise Okinawa in Japan, die Halbinsel Nicoya in Costa Rica oder auch die griechische Insel Ikaria. Geografisch sind sie weit voneinander entfernt, und doch gibt es Gemeinsamkeiten in den Lebensgewohnheiten und Einstellungen der Menschen, von denen jeder etwas lernen kann, um möglichst lange bei guter Gesundheit zu leben.
1. Sinn fürs Leben
Japans berühmte Insel Okinawa war Jahrzehnte lang die Region mit der weltweit höchsten Lebenserwartung. Neben dem gesunden Lebensstil haben die Freizeitbeschäftigungen der Japaner und ihre Lebensphilosophie einen positiven Effekt auf die Psyche. Das Wort „Ikigai“ stammt aus dem Japanischen und bedeutet Lebenswert. Diesen persönlichen Sinn des Lebens zu finden, soll der Schlüssel eines langen Lebens sein. Eine empirische Studie aus Amerika ist zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: Menschen, die für ihr Leben einen Sinn definieren, sind nicht nur physisch, sondern auch mental gesünder und haben eine bessere Lebensqualität.
2. Optimismus
Die Bewohner der Blauen Zonen eint ihr Optimismus. Dieser ist bei ihnen stärker ausgeprägt als üblich, wie eine Studie für Ikaria auf Sardinien belegt. Und Optimismus wiederum wirkt lebensverlängernd, wie mehrere Untersuchungen zeigen. Menschen, die mit einer positiven Einstellung durchs Leben gehen, leiden weniger unter Stress und sind widerstandsfähiger in schwierigen Situationen, was sich positiv auf ihre körperliche Gesundheit auswirkt. Laut Berechnungen der australischen Wissenschaftlerin Lavina Lee ist die Wahrscheinlichkeit bei Optimisten, ihren 85. Geburtstag zu erleben, 50 bis 70 Prozent höher als bei den Pessimisten.
3. Gelassener Alltag
Ein entspannter, nicht zu eng getakteter Arbeitsalltag mit regelmäßigen Verschnaufpausen wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus und kann für ein längeres Leben sorgen. Die traditionelle Siesta ist ein wichtiger Teil des Tagesrhythmus der Südeuropäer. In der langen Mittagspause wird häufig ein Nickerchen gemacht. Ein Mittagsschlaf kann den Blutdruck positiv beeinflussen und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Auch die Bewohner Ikarias in Griechenland, die einer der größten Lebenserwartungen der Welt aufweisen, legen großen Wert auf ihre tägliche Mittagsruhe.
4. Mentale Gesundheit
Die hochaltrigen Bewohner der Insel Ikaria weisen in Forschungen sehr wenige bis gar keine Depressionssymptome auf. Für ein langes Leben ist eine gesunde Psyche mitentscheidend. Menschen, die chronischem Stress hilflos ausgesetzt sind, haben ein größeres Risiko, an Depressionen zu erkranken, was sich wiederum negativ auf die körperliche Gesundheit auswirken kann.
5. Mediterrane Ernährung
Die Mittelmeerküche gilt als sehr gesund und als wesentlicher Faktor für die Langlebigkeit der Spanier, Italiener oder Griechen. Die Hauptfettquelle bildet das Olivenöl. Dazu kommt der reichhaltige Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse. Diese Ernährungsweise wirkt sich positiv auf Bluthochdruck, Blutfettwerte und somit entsprechend auf das Herz-Kreislauf-System aus. Die fleisch-, zucker- und weizenarme Ernährung ist etwas, was alle Bewohner der Blauen Zonen gemeinsam haben.
6. Aktives Sozialleben
Ein aktives Sozialleben und die enge Eingebundenheit in einer Gemeinschaft begünstigen ebenfalls eine hohe Lebenserwartung. Das zeigt sich beispielsweise auf der Halbinsel Nicoya in Costa Rica. Mehrere Generationen einer Familie leben unter einem Dach und unterstützen sich gegenseitig. Auch Japaner füllen ihre Freizeit mit Aktivitäten, die sie in einem sozialen Netzwerk verbinden.
7. Sexuelle Aktivität bis ins hohe Alter
Die Bewohner Acciarolis in Italien leben sehr lang. Experten haben herausgefunden, dass die Dorfbewohner äußerst aktiv sind und auch im hohen Alter noch ein reges Sexleben haben – auch wenn sich Intimität und Zärtlichkeit jenseits der 60 anders ausdrücken. Eine Studie aus dem Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universitätsklinik Rostock und zwei weiteren Forschungseinrichtungen beweist, dass durch Aktivitäten im Alter – und dazu gehört auch ein ausgefülltes Sexleben – die kognitiven Fähigkeiten länger erhalten bleiben. Auch die Bewohner Okinawas geben an, bis ins hohe Alter sexuell aktiv zu sein.