7 Wahrheiten über die Generation R
Zwei Jahrzehnte Ruhestand: Was machen heutige Rentner mit ihrer Zeit? Aktuelle Statistiken zeichnen das Bild einer Generation im Wandel.
1. Mehr Ältere, mehr Lebensjahre
Mit der Wiedervereinigung wurden die Deutschen wieder ein Volk. Seither hat sich viel verändert. Das Volk ist zum Beispiel viel älter geworden – und kann seinen Ruhestand viel länger genießen.
- 1990 waren 5,8 Millionen Menschen in Deutschland 65 Jahre und älter. 2017 hat sich diese Zahl auf 17,7 Millionen erhöht. Das heißt: Jeder Fünfte ist heute Ü65.
- Der Anstieg wird sich in Zukunft fortsetzen. Bevölkerungsexperten prognostizieren, dass 2060 rund 31 Prozent und damit jeder Dritte älter sein wird als 65 Jahre.
- In einigen Bundesländern ist dieser Wert durch die Abwanderung junger Menschen schon heute fast erreicht. Allen voran Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg. Hier war 2017 gut jeder Vierte mindestens 65.
- Wahre „Jungbrunnen“ sind im Vergleich dazu die Stadtstaaten und Länder wie Bayern oder Baden-Württemberg. Dort liegt der Anteil Älterer unter dem Landesdurchschnitt von 21,1 Prozent.
- Ein Grund, warum der Anteil der Älteren zunimmt: Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Gemäß der aktuellen Sterbetafel für den Zeitraum 2015 bis 2017 werden neugeborene Jungen 78 Jahre und 4 Monate, neugeborene Mädchen 83 Jahre und 2 Monate alt. Spitzenreiter unter den Flächenländern ist Baden-Württemberg: Hier liegt das zu erwartende Durchschnittsalter von Männern bei 79,5 und von Frauen bei 84,0 Jahren. Am geringsten ist die Lebenserwartung mit 76,2 bzw. 82,5 Jahren in Sachsen-Anhalt.
- Auch die fernere Lebenserwartung klettert kontinuierlich, also jene Jahre, die uns etwa ab dem 65. Geburtstag noch bleiben. 2017 waren dies bei Männern 17 Jahre und zehn Monate, bei Frauen sogar satte 21 Jahre!
2. Paare haben immer mehr gemeinsame Lebenszeit
Die steigende, aber unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern wirkt sich auch darauf aus, wie lange Partnerschaften im Alter dauern.
- Vor zehn Jahren hatten Paare noch weit weniger gemeinsame Zeit. 44 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer ab 65 waren damals bereits verwitwet. 2017 gingen hingegen nur noch auf 38 Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer allein durchs Leben.
- Männer, nicht selten auch mit jüngeren Frauen liiert, sind häufig bis ins hohe Alter verheiratet. Das traf 2017 auf über drei Viertel der über 65-Jährigen zu (2007: 73 Prozent). Aber die Frauen holen auf: Gut die Hälfte hat dank der steigenden Lebenserwartung der Männer noch mit über 65 den Ehepartner an ihrer Seite (2007: 43 Prozent).
3. Ältere sind am Arbeitsmarkt so aktiv wie
Einige treibt die schlichte Geldnot. Für andere ist es die reine Freude: Gründe, auch im Ruhestand zu arbeiten, gibt es viele. Und es gibt sie für immer mehr Menschen. Am Arbeitsmarkt sind die Älteren so aktiv wie nie.
- Der Anteil der 65- bis 69-Jährigen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, hat sich in den letzten zehn Jahren von 7,1 auf 16,1 Prozent mehr als verdoppelt.
- Dabei sind es vor allem ältere Männer, die noch im Rentenalter beruflich eingebunden sind. Ein Fünftel von ihnen stand 2017 in Lohn und Brot, bei den Frauen waren es rund zwölf Prozent.
- Die Hälfte der erwerbstätigen Senioren arbeitet maximal 14 Stunden pro Woche. Gut jeder Fünfte übt seinen Beruf weiterhin Vollzeit aus.
- Im Bundesländervergleich fällt auf: In Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg ist der Anteil der arbeitenden Rentner am höchsten. Schlusslichter sind die Stadtstaaten sowie die alten Länder.
4. Freizeitprogramm statt Fernsehprogramm
Schlafen, Körperpflege sowie Essen und Trinken abgezogen verfügen Senioren heute über sieben Stunden und sechs Minuten freie Zeit pro Tag. Und die nutzen sie zu einem überwiegenden Teil aktiv.
- Nur knapp ein Drittel ihrer Freizeit verbringen deutsche Rentner vor dem Fernseher (2:39). Ansonsten heißt es: Nutze den Tag.
- Ganz oben steht der Kontakt mit anderen Menschen sowie Unternehmungen von Ausgehen bis Zoobesuch (2:03).
- Gefolgt von Medienkonsum wie Lesen oder Musikhören (1:20),
- Sport und Hobbys aller Art (1:04) sowie
- Ehrenamt und Erwerbstätigkeit (0:45).
5. Senioren erobern die Unis
Letzter Arbeitstag, Ruhestand, genug gelernt – immer weniger Ältere sehen in diesem Dreiklang ihre Erfüllung. Wenn das Erwerbsleben endet, beginnt für viele eine neue Zeit des Wissenserwerbs.
- Vor allem an deutschen Hochschulen lauschen neben jungen Studenten auch zunehmend wissensdurstige Senioren Vorlesungen über römische Geschichte, Wirtschaftstheorie oder knifflige mathematische Probleme. So waren im Wintersemester 2017/18 fast 15.000 der insgesamt 36.600 Gasthörer 65 Jahre oder älter. Gegenüber dem Wintersemester 2007/08 ein Anstieg von 33 auf 41 Prozent.
- Auch an Volkhochschulen folgen Senioren dem Motto „Man lernt nie aus“ und besuchten 2017 rund 761.000 Kurse. Jeder sechste VHS-ler ist damit heute mindestens 65 Jahre jung – vor zehn Jahren war es noch jeder achte.
6. Keine Angst vorm World Wide Web
Googlen? Online-Shopping? Essensfotos hochladen? Die Weiten des Internets sind für Ältere längst kein Neuland mehr.
- 50 Prozent aller Deutschen ab 65 Jahren surfen heute regelmäßig und ganz selbstverständlich durchs Web – und damit deutlich mehr als noch vor zehn Jahren. Damals wagten sich nur 19 Prozent der Senioren an Maus oder Touchscreen.
- Für 91 Prozent der älteren User gehört E-Mail-Verkehr dabei fest zum Alltag, 86 Prozent shoppen online, 64 Prozent buchen ihren nächsten Urlaub per Klick. Und immerhin 21 Prozent vernetzen sich schon über soziale Medien wie Facebook.
- Die kommende Rentnergeneration wird wohl noch intensiver auf Messaging-Dienste statt auf Briefe, auf Online-Kartendienste statt auf papierene Straßenkarten setzen. Denn für fast 90 Prozent der gegenwärtig 45- bis 64-Jährigen sind Smartphone, Tablet & Co. bereits Alltagsgegenstände.
7. Kreuzchenmacher werden immer älter
Ohne die Älteren ist heute keine Wahl mehr zu gewinnen. Ihr politischer Einfluss ist hoch, denn sie bilden eine der größten Wählergruppen und beteiligen sich überdurchschnittlich am Gang zur Urne. Das zeigt etwa die Bundestagswahl 2017.
- 22,4 Millionen Personen der Generation 60plus duften damals abstimmen – also mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Wahlberechtigten und mehr als doppelt so viele wie die Generation der unter 30-Jährigen (15 Prozent).
- Wahl- oder politikverdrossen sind die Älteren dabei nicht: 81 Prozent nahmen ihr Stimmrecht wahr und damit mehr als die durchschnittliche Wahlbeteiligung von 76 Prozent.