7 Sprichwörter über das Älterwerden – und was an ihnen dran ist
Wer rastet, der rostet? Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Was an solchen Redewendungen wahr ist – und was Unfug.
Schon in alten Volksweisheiten stecken Hinweise, wie man lange und gesund lebt. Manche von ihnen haben noch heute Gültigkeit, manche hat die moderne Wissenschaft aber auch als falsch entlarvt.
1. „Wer rastet, der rostet“
Die Redewendung stammt aus dem Mittelalter und könnte wahrer nicht sein. Denn wenn wir uns zu wenig bewegen, baut unser Körper ab. Ähnlich wie Metall, das rostet, wenn es nicht regelmäßig benutzt oder gepflegt wird. Überlässt man zum Beispiel seine Muskeln sich selbst, schwinden sie. So büßt der Mensch ohne Sport bis zum 80. Lebensjahr bis zu 40 Prozent seiner Muskelmasse ein. Zudem „rosten“ die Gelenke, werden steif und schmerzen. Weitere Folgen von Bewegungsmangel: Kreislaufprobleme und Bluthochdruck, ein verlangsamter Stoffwechsel und steigende Risiken für Übergewicht und Typ 2-Diabetes. Laut amerikanischer Forscher ist Rasten in Form von Sitzen sogar dem Rauchen gleichzusetzen, weil die inaktive Körperhaltung ähnlich verheerende Folgen hat wie das Inhalieren von Tabak. Um 20 Prozent ist die Lebenserwartung reduziert, wenn man täglich länger als sechs Stunden auf dem Hosenboden verbringt.
2. „Vorbeugen ist besser als heilen“
Die Redewendung hat ihren Ursprung in der Antike. Schon Hippokrates, der Vater der Medizin, verwendete sie in seinen Schriften, um auszudrücken, dass Prävention die beste Methode zum Erhalt der Gesundheit ist. Tatsächlich wissen wir heute: Viele Krankheiten gehen auf einen ungesunden Lebensstil zurück und sind daher von vornherein vermeidbar. Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind es fast die Hälfte; bei den Krebsfällen nahezu 40 Prozent.
So haben Nichtraucher ein bis zu 20-fach niedrigeres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken als Raucher. Die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt kann durch regelmäßige Bewegung um fast 50 Prozent gesenkt werden. Menschen, die wenig oder keinen Alkohol trinken, bekommen so gut wie nie eine Fettleber. Und wer nicht übergewichtig ist, hat gute Chancen, niemals an Typ 2-Diabetes zu erkranken.
3. „An apple a day keeps the doctor away“
Der Spruch – auf Deutsch etwa „Ein Apfel am Tag, mit dem Doktor keine Plag“ – erschien erstmals 1866 in einer walisischen Zeitschrift. Populär wurde er im 20. Jahrhundert, als die Forschung zunehmend erkannte, welch lebensverlängernde Wirkung in Obst und speziell in Äpfeln steckt. So sind die Früchte wahre Nährstoffbomben voller Vitamine, Spurenelemente und Ballaststoffe. Dadurch kann ein Apfel pro Tag tatsächlich die Herzgesundheit fördern und die Verdauung unterstützen. Kürzlich haben Wissenschaftler zudem herausgefunden, dass eine tägliche Ration Boskop, Pink Lady & Co. die Gehirnzellen schützt und das Wachstum von Krebstumoren verlangsamt. Natürlich gehört zu einer ausgewogenen Ernährung noch mehr und ein Apfel allein löst nicht alle Gesundheitsprobleme.
4. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
Die Quintessenz dieser Redewendung aus dem 17. Jahrhundert: Wer nicht in jungen Jahren fleißig alles Mögliche lernt, bekommt keine zweite Chance. Weil das Gehirn irgendwann seinen Geist aufgibt – und wir unsere Lernfähigkeit verlieren. Mittlerweile weiß die moderne Wissenschaft jedoch, dass das ziemlicher Unsinn ist.
Unser Gehirn bildet ein Leben lang neue neuronale Verbindungen und bleibt damit formbar und anpassungsfähig. Studien zeigen, dass selbst ältere Erwachsene in der Lage sind, neue Sprachen zu lernen, musische Fähigkeiten zu entwickeln und komplexe berufliche Fähigkeiten zu erwerben. Vielleicht etwas langsamer als Jüngere, aber durch vorhandene Wissens- und Erfahrungsschätze lässt sich dieser „Nachteil“ ausgleichen. Darüber hinaus belegen Forschungen zur kognitiven Reserve, dass kontinuierliches Lernen und geistige Aktivität im Erwachsenenalter das Gehirn gesund und flexibel halten. Richtig müsste die Redewendung daher lauten: Auch Hans kann noch lernen, was Hänschen nicht gelernt hat.
5. „Leben und leben lassen“
„…verlängert das Leben“. So könnte man diese Redewendung, die ihren Ursprung in chinesischen Schriften aus dem 6. Jahrhundert hat, erweitern. Studien zeigen nämlich, dass sich Charakterzüge wie Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit positiv auf die Lebenserwartung auswirken. Die Erklärung der Forschung: Wer anderen Menschen und Lebensentwürfen aufgeschlossen und mit Akzeptanz begegnet, ist ausgeglichener, leidet seltener unter chronischem Stress und Depressionen, kann besser mit Konflikten umgehen und enge soziale Beziehungen aufbauen. Auch der eigene Lebensstil profitiert von einem offenen Wesen. So sind tolerante Menschen oft stärker bereit für neue Erfahrungen und es fällt ihnen leichter, ihre Lebensweise zu verändern. Zum Beispiel mehr Sport zu treiben oder eine neue Ernährungsweise auszuprobieren.
6. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“
Der Vater ist groß gewachsen – die Tochter auch. Die Mutter war ein Ass in Mathe – der Sohn ist es ebenfalls. Oft ähneln sich Kinder und Eltern, weil Merkmale wie Haut- und Augenfarbe, Körpergröße und Intelligenz vererbt werden. Geht es um die Lebenserwartung, sollte man sich jedoch nicht zu sehr auf die Gene verlassen, denn wie lange wir leben, hängt nur zu rund 30 Prozent vom Erbgut ab. Der Rest geht auf den Lebensstil zurück. Wie weit der Apfel vom Stamm fällt, ob wir das Alter unserer Eltern über- oder unterschreiten, wird also größtenteils durch Faktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegung, Ernährung und die Qualität sozialer Kontakte bestimmt.
7. „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“
Wer 60 ist, aber keinen großen Unterschied zu seinem 50-jährigen Ich an sich bemerkt, kann diesem Gefühl durchaus vertrauen. Studien belegen nämlich, dass das subjektive Alter tatsächlich Rückschlüsse auf das biologische Alter und den realen Zustand von Zellen und Organen zulässt. Ob Herz-Kreislauf-Gesundheit, kognitive Funktionen oder Entzündungsmarker: Alles weist bei Menschen, die sich jünger fühlen, auch auf ein jüngeres biologisches Alter hin.
Die Ursache, warum sich manche Menschen jünger fühlen, verorten Forscher in der Empfindung selbst. Wer sich als jünger betrachtet und eine positive Einstellung zum Älterwerden mitbringt, zeigt oft eine höhere Lebenszufriedenheit und ist eher bereit, sein Leben aktiv und gesundheitsfördernd zu gestalten. Sei es durch Sport, vielseitige Interessen oder das Pflegen sozialer Kontakte. Umgekehrt heißt das aber auch: Wer sich zum „alten Eisen“ zählt und dem Alter als Lebensabschnitt nichts abgewinnen kann, wird sich eher zurückziehen und vielleicht – weil es vermeintlich nicht mehr „lohnt“ – weniger auf sich achten.