Demografische Forschung

11.09.2023

7 skur­rile Erkennt­nisse zur Lebens­er­war­tung

Forscher befassen sich intensiv mit den Bedingungsfaktoren für ein langes Leben – und liefern teils ungewöhnliche Studienergebnisse. Wir zeigen eine Auswahl kurioser Fakten.

© Unsplash /Kinga Howard

Wer in oberen Stockwerken wohnt, lebt laut einer Studie länger. 

1. Fernsehen kann auch Leben retten 

Allgemein ist TV-Konsum alles andere als gesund. Besonders das stundenlange Sitzen gepaart mit dem Verzehr von Chips kann dem Körper auf lange Sicht schaden. Doch es gibt auch Positives: Vor allem Serien wirken oft besser als manch staatliche Aufklärungskampagne. So zeigen Forschungsdaten, dass sich Frauen verstärkt über Gebärmutterhalskrebs informierten, nachdem sie eine bestimmte Folge von „Emergency Room“ gesehen hatten. Das Gleiche gilt für Brustkrebs  und die US-Fernsehserie „90210“. Nach der Ausstrahlung machten immerhin zwölf Prozent der Zuschauerinnen sofort einen Gynäkologen-Termin aus. 

2. Faulenzen beschleunigt die Alterung  

Einfach mal gar nichts tun – das braucht der Mensch ab und zu. Um Energie aufzutanken, Stress abzubauen und Dinge zu verarbeiten. Wissenschaftler der University of Liverpool warnen jedoch: Dauer-Faulenzen lässt uns in erhöhtem Tempo altern. So waren die Teilnehmer ihrer Studie zu Beginn allesamt recht fit und kamen auf mindestens 10.000 Schritte täglich. Die Forscher verordneten ihnen allerdings zwei Wochen Bewegungsmangel mit nicht mehr als 1.500 Schritte pro Tag. Die Folgen waren ziemlich erschreckend: Die Muskelmasse war innerhalb kürzester Zeit geschrumpft, der Mineralgehalt in den Knochen hatte sich verringert, wohingegen der Körperfettanteil um bis zu 2,7 Prozent nach oben ging. 

3. Kleine Komplimente, große Wirkung  

„Das Kleid steht dir toll!“ oder „Das hast du gut gemacht!“: Komplimente hört wohl jeder gern und ihr körperlicher und psychischer Effekt ist nicht zu verachten. Denn bekommen wir ein Lob , werden Glückshormone wie Dopamin und Serotonin ausgeschüttet. Zudem wird das Bindungshormon Oxytocin in rauen Mengen gebildet. Das hebt die Stimmung, lässt Stressgefühle verschwinden, steigert Selbstwert und Motivation und vertieft die Bindung zu anderen Menschen. Alles ziemlich bedeutsam, wenn man bedenkt, dass der Grad an Zufriedenheit und die Qualität sozialer Beziehungen mitbestimmen, wie lange wir leben. 

4. Ein junger Geist verjüngt den Körper

In den späten 1970ern führte die US-Psychologin Ellen J. Langer eine ungewöhnliches Experiment durch. Eine Woche lang wurde eine Gruppe älterer Männer in eine Umgebung versetzt, die das Jahr 1959 simulierte: Wohnungseinrichtung, Zeitungsartikel, Radiosendungen und Filme. Man ermutigte die Männer zudem, so zu tun, als ob es tatsächlich 1959 wäre und sie 20 Jahre jünger wären. Die Ergebnisse am Ende der Studie waren erstaunlich. Die Teilnehmer konnten besser sehen, hatten mehr Kraft in den Händen und zeigten verbesserte geistige Fähigkeiten. Langer sieht darin einen Beweis, dass unsere Einstellungen und Überzeugungen die Gesundheit und sogar die Lebenserwartung beeinflussen. Ein positiver Umgang mit dem eigenen Altern und das Sich-Lösen von Stereotypen könnten also bewirken, dass wir länger leben. 

5. Schlechte Essgewohnheiten lassen sich austricksen 

Ein eigener Forschungszweig beschäftigt sich mit der Frage, wie man Menschen dazu bringen kann, sich gesünder zu ernähren. Zum Beispiel mit der richtigen Farbe des Tellers, wie Wissenschaftler von der Universität Valencia herausgefunden haben. Sie beeinflussen, wie wir einen Geschmack wahrnehmen und wie viel wir folglich essen. Am schlechtesten für die Figur ist demnach weißes Geschirr, da durch den scharfen Kontrast zwischen Teller und Speisen diese wohl als besonders geschmacksintensiv empfunden werden. Süßes erscheint demnach auf einem hellem Untergrund um sieben Prozent süßer als auf einem dunklen. 

US-Forscher wollten hingegen herausfinden, wie man bereits in der Kindheit positiv auf die Ernährung einwirken kann. Dafür starteten sie ein humorvolles Experiment  in Grundschulkantinen: Sie benannten das angebotene Gemüse um und integrierten Fähigkeiten von Superhelden in die neuen Bezeichnungen. Aus schlichten „Karotten“ wurden „Röntgenblick-Karotten“. Und siehe da: Nach zwei Monaten aßen die Kinder die doppelte Menge des vorher verschmähten Wurzelgemüses. 

6. Wer oben wohnt, ist gesünder 

Ein Umzug kann ganz schön anstrengend sein. Vor allem, wenn man sein Hab und Gut über viele Treppenstufen hinaufbuckeln muss. Laut Forschern aus der Schweiz rentiert sich die Plackerei jedoch. Zu diesem Schluss kamen sie nach der Analyse des Gesundheitszustands von 1,5 Millionen Menschen, die in Gebäuden mit mindestens vier Etagen wohnten. Dabei fiel zum Beispiel auf, dass jene, die im Erdgeschoss lebten, ein um 22 Prozent höheres Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen hatten – verglichen mit den Bewohnern des achten Stockwerks. Bei Lungenerkrankungen betrug der Risikozuwachs sogar 40 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig und spiegeln wider, wie zahlreich die Faktoren sind, die die Lebenserwartung beeinflussen. Erstens: Bewegung. Wer oben wohnt, wird – auch wenn es oft einen Lift gibt – wohl häufiger Treppen steigen. Zweitens: Umwelteinflüsse. Die Luft in Bodennähe besitzt eine höhere Schadstoffkonzentration. Und schließlich: die sozioökonomische Lage. Erdgeschosswohnungen sind meist günstiger, was bedeuten könnte, dass hier vor allem einkommensschwächere Mieter leben. 

7. Putzen hält Menschen jung 

Aufräumen, Fensterputzen oder die Böden wischen: Nein, Spaß macht das alles eher nicht. Dabei belohnt der Einsatz von Staubwedel und -sauger nicht nur mit sauberen vier Wänden, sondern offensichtlich auch mit einem besseren Gesundheitstand. Das zumindest wollen Forscher aus Singapur herausgefunden haben. Ihnen zufolge trägt regelmäßige Hausarbeit nämlich dazu bei, bis ins hohe Alter geistig und körperlich fit zu bleiben. Denn wie beim Sport muss man dabei etwas anheben und weder abstellen, muss sich bücken und ausstrecken. Vor allem über 65-Jährige, die in Vergangenheit und Gegenwart mehrmals wöchentlich im Haushalt aktiv waren und sind, haben signifikante Vorteile. Ihre Gedächtnisleistung war besser, ihre Schrittgeschwindigkeit höher und sie konnten schneller von einem Stuhl aufstehen. Wenn das nicht „glänzende“ Aussichten sind!