7 Kriminalfälle, bei denen Ältere die Täter waren
Gebrechlich, lieb und harmlos: Dieses Bild von älteren Menschen ist gängig. Dabei übertreten auch Rentner Recht und Gesetz. Teils spektakulär, mit hohem körperlichen Einsatz und ausgeklügelten Tatplänen.
1. Schmuggler auf Kreuzfahrt
Von außen betrachtet waren Susan und Roger Clarke ein ganz normales Rentner-Pärchen: Anfang 70, acht Enkel, nach Jahrzehnten der Arbeit als Sekretärin und Lkw-Fahrer im wohlverdienten Ruhestand. Am liebsten verbrachten die beiden Engländer ihre viele freie Zeit auf Kreuzfahrten. Mehrmals pro Jahr stachen sie in See, bevorzugt Richtung Karibik. So mancher fragte sich schon, wie sie sich das – und noch dazu ein Ferienhaus in Spanien – leisten konnten. Die Erklärung der Clarkes: Sie verbanden ihre Reisen mit dem durchaus lukrativen Ananashandel.
Doch alles Schwindel. Im Dezember 2018 nahmen verdeckte Ermittler das Ehepaar im Hafen von Lissabon genauer unter die Lupe. Besser gesagt: ihre vier Koffer. In diesen fanden die Beamten neun Kilogramm Kokain – versteckt in doppelten Böden und mit einem Wert von etwa 2,2 Millionen Euro. Die Clarkes hatten die Droge auf der Karibik-Insel St. Lucia an Bord genommen und wollten sie weiter nach London schmuggeln. Ein Gericht verurteilte sie zu je acht Jahren Haft. Abzusitzen in getrennten Gefängnissen.
2. Mit Waffengewalt zur Altersvorsorge
Jahrelang zog sich eine Bankraubserie quer durch Nordrhein-Westfalen. Bewaffnet mit Pistolen und Vorschlaghämmern überfiel ein Männertrio 14 Geldinstitute im ganzen Bundesland und erbeutete dabei mehr als eine Million Euro „Rentenzuschuss“. Warum die Polizei der Gang ewig nicht auf die Spur kam, lag an üblichen Vorurteilen gegenüber dem Alter. Wer so etwas tue, müsse doch fit, reaktionsschnell und somit jung sein. Verdächtige Ü60 kamen daher gar nicht infrage.
Erst ein Tipp aus der Bevölkerung führte auf die richtige Spur: Die Täter waren Rudolf R., Winfried A. und Lothar A., drei zwischen 64 und 74 Jahre alte Rentner vom Typ „süße Opis“. Einen großen Altersrabatt gab es für sie 2005 vor Gericht allerdings nicht. Man brummte ihnen Haftstrafen von neun bis zwölf Jahren auf. Ein Argument: Die Lebenserwartung sei gestiegen, sodass alle drei auch nach Verbüßung noch die Chance auf ein recht langes Leben in Freiheit hätten.
3. Filmreifer Juwelenraub
Auch der größte und spektakulärste Raub der jüngeren britischen Geschichte geht auf das Konto einer siebenköpfigen Ganovenbande, deren Mitglieder fast alle im Rentenalter waren. Ihren Coup planten die 58- bis 76-Jährigen in einem Londoner Pub und setzten ihn über die Osterfeiertage 2015 in die Tat um. Getarnt als Bauarbeiter stiegen sie in ein als unknackbar geltendes Juwelendepot ein, seilten sich durch den Aufzugschacht in den Keller ab und verschafften sich mit einer Diamantbohrmaschine und einer Hydraulikpumpe Zugang zum Tresorraum. Wie man mit dem schweren Gerät umgeht, hatten sie zuvor per YouTube gelernt. Ihre Beute: zwei Mülltonnen voll mit Gold und Juwelen im Wert von rund 18,5 Millionen Euro.
Geschnappt wurden die weißhaarigen Verbrecher – allesamt stets adrett gekleidet und körperlich in Topform – in ihrer Stammkneipe. Dort hatten sie mit ihrer Tat geprahlt und sich gut hörbar mit ihrem nun beginnenden Ruhestand in Saus und Braus gebrüstet. Dieser findet nun jedoch viele Jahre hinter Gittern statt. Dort können sie sich ihre Tat zumindest im TV nochmals ansehen. Denn unter dem Titel „Ein letzter Job“ wurde das Verbrechen 2018 verfilmt.
4. Graue Geiselnehmer
Weil ihr Finanzberater sie getäuscht und ausgenommen hatte, griffen zwei bis dahin völlig unbescholtene Ehepaare aus Bayern 2009 zur Selbstjustiz. Das Quartett, 61 bis 80 Jahre alt, knebelte den windigen Geschäftsmann, bugsierte ihn auf einer Sackkarre ins Auto und fuhr mit ihm in ein Haus am Chiemsee. Dort wurde „verhandelt“ und ein Millionenbetrag zurückgefordert. Vier Tage dauerte die Entführung, dann kam es zur Befreiung durch die Polizei. Der späte Weg in die Kriminalität kostete die beiden Männer, die Haupttäter, viel selbstbestimmte Lebenszeit im Ruhestand. Sie mussten vier und sechs Jahre ins Gefängnis.
5. Lebenslang für „Agent 202“
Als Walter Kendall Myers mit 70 Jahren in Rente ging, konnte er auf eine steile Karriere beim US-Außenministerium zurückblicken. Zuletzt war er ein ranghoher Beamter beim dortigen Nachrichtendienst. Doch Myers hatte ein Geheimnis: Seit 1978 und besonders in der Zeit vor seiner Pensionierung spionierte er zusammen mit seiner Frau im Dienste Kubas. Zahllose vertrauliche und geheime Berichte übermittelte das ältere Agentenpaar an das kommunistische Land. Über Morsezeichen, verschlüsselt über das Internet oder bei konspirativen Treffen im Supermarkt. 2009, nach nur zwei Jahren im Ruhestand, wurden beide schließlich vom FBI festgenommen. Vor Gericht erhielt Myers alias „Agent 202“ eine lebenslange Haftstrafe – und gehört damit zu den ältesten „Neu-Häftlingen“ mit einem so hohen Strafmaß in den USA.
6. Später Mitgiftjäger
Dass Flirten, die Liebe und Gedanken ans Heiraten ein Leben lang Themen sind, bewies auf unrühmliche Weise ein Italiener, der 2013 im schweizerischen Basel vor Gericht stand. Der Vorwurf: Der 74-Jährige sei ein Heiratsschwindler. Immer wieder hätte er gutbetuchte Damen mit seinem Charme bezirzt, ihnen die Ehe versprochen und als „Gegenleistung“ hohe Geldsummen abgeschwatzt. Zuletzt traf es eine ältere Schweizerin, der er vorgaukelte, gerade ein Landhaus in Italien zu sanieren. Würde sie finanziell etwas beisteuern, könnten sie dort schon bald als Ehepaar zusammenleben. Die Lüge flog jedoch auf und der betrügerische Casanova musste acht Monate ins Gefängnis.
7. Die „Sprayer-Oma“
Irmela Mensah-Schramm ist schon öfter mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Platzverweise, Anzeigen wegen Hausfriedensbruch, Verfahren wegen Sachbeschädigung. Trotzdem wurde ihr die Bundesverdienstmedaille verliehen und der Liedermacher Gerhard Schöne ehrte sie mit dem Lied „Die couragierte Frau“. Denn Mensah-Schramm ist Menschenrechtsaktivistin – und auch mit heute 79 Jahren noch immer vier Mal pro Woche in ganz Deutschland unterwegs. „Bewaffnet“ mit Bürsten, Pinseln, Lösungsmittel, Ceranfeld-Schabern und Spraydosen entfernt und übersprüht die Rentnerin rassistische und antisemitische Aufkleber und Graffitis an Türen, Hauswänden oder Straßenlaternen. Über 140.000 Hakenkreuze und verfassungswidrige Parolen hat die „Sprayer-Oma“ bisher aus dem öffentlichen Raum getilgt. Auch die Justiz würdigte den moralischen Aspekt ihrer Rechtsbrüche. Alle Verfahren wurden letztendlich eingestellt.