Familie und Gesundheit

29.05.2017

7 Gründe, warum Kin­der das Leben ver­län­gern

Kinder können anstrengend sein – keine Frage. Dennoch sind sie ein Segen: Sie bereichern das Leben – und verlängern es. Eltern leben länger als Kinderlose.

© Oksana Kuzmina / Fotolia

Als Babys süß, als Erwachsene eine Stütze für ihre Eltern: Kinder verlängern das Leben.

„Du bringst mich noch ins Grab.“ Wer Mutter oder Vater ist, hat den Satz sicherlich schon mal gesagt, oder zumindest gedacht. Sei es, weil die lieben Kleinen mal wieder das Kinderzimmer zerlegen oder vor versammelter Supermarkt-Kundschaft einen Wutanfall bekommen.

Dabei stimmt der Spruch gar nicht, im Gegenteil: Eltern haben eine höhere Lebenserwartung als Kinderlose, wie unter anderem eine schwedische Studie belegt. Einer 60-jährigen Mutter bleiben demnach noch 24,6 Jahre, ihrer kinderlosen Altersgenossin nur 23,1 Jahre. Noch größer ist der Abstand bei den Männern: 60-jährige Väter können noch 20,2 Jahre erwarten, die Kinderlosen nur 18,4.

Warum das so ist? Es gibt keine klaren Beweise, nur Vermutungen. Eine davon lautet: Eltern stehen von vornherein besser da als Kinderlose. Wer gesund ist, eine gute Ausbildung hat und finanziell relativ abgesichert ist, findet eben leichter einen Partner und hat auch die Ressourcen, um eine Familie zu gründen. Der Überlebensvorteil von Eltern ist somit eher die Voraussetzung für Nachwuchs, weniger eine Folge davon.

Doch es gibt noch weitere Erklärungen, warum Eltern länger leben. Und danach haben Kinder sehr wohl auch einen direkten Einfluss auf die Lebenserwartung.

1. Kinder machen glücklich – vor allem im Alter

Schlafmangel, Sorgen um die Kleinen und finanzielle Belastungen machen jungen Eltern nicht selten zu schaffen. Doch keine Sorge: Es wird besser! Schon ab 40, spätestens jedoch ab 50 fühlen sich Eltern glücklicher als Kinderlose. Dies ergab eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock und der University of Pennsylvania. Begründung: Wenn der Nachwuchs selbstständiger wird, nehmen Druck und Stress ab und Eltern beginnen von ihren Kindern finanziell und emotional zu profitieren.

Welchen großen Einfluss Glück und Zufriedenheit wiederum auf die Gesundheit und Lebensdauer haben können, zeigt unter anderem eine britische Langzeitstudie unter Menschen ab 60. Nur gut vier Prozent der zufriedenen Teilnehmer bauten geistig und körperlich ab – bei den Unzufriedenen waren es fast 17 Prozent.

2. Fürsorge verbessert das Wohlbefinden

Geben ist seliger als nehmen, so steht es schon in der Bibel. Vor allem gegenüber Kindern fällt uns das naturgemäß besonders leicht. Die Wissenschaft sieht in Verhaltensweisen wie Selbstlosigkeit, Hingabe und Fürsorge nicht nur die Basis fürs Familienglück, sondern verortet hier sogar einen Überlebensvorteil. Wer sich um andere kümmert – das ergaben mehrere Studien –, kann im Alter sein Sterberisiko um fast 60 Prozent reduzieren beziehungsweise das Leben um bis zu zehn Jahre verlängern. Die Ursache ist wahrscheinlich auf das Wohlbefinden zurückzuführen, das selbstloses Handeln und das Gefühl, gebraucht zu werden, hervorrufen. Und das wiederum verbessert die Blutwerte und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

3. Nachwuchs schützt vor Einsamkeit

Kaum etwas fürchten die Menschen so sehr wie Einsamkeit im Alter. Wer Kinder hat und eine gute und innige Beziehung zu ihnen pflegt, ist gegen dieses negative Gefühl gewappnet und hat bis ins Alter enge Vertrauenspersonen an seiner Seite. Die Gewissheit, jemanden zu haben, der auf einen achtet, und integriert zu sein in das Leben der jungen Generation, kann sich sogar positiv auf die Lebenserwartung auswirken.

Eine Studie der University of California belegt den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Lebensdauer: Demnach leben Menschen mit einem guten sozialen Netz im Alter fast doppelt so lange wie Einsame. Einige Forscher gehen gar davon aus, dass ein Mangel an emotionaler Nähe genauso schädlich ist wie Alkoholmissbrauch und der Gesundheit noch mehr schadet, als keinen Sport zu treiben. Schuld daran ist Stress, der durch Einsamkeitsgefühle ausgelöst wird und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Depressionen fördert.

4. Liebe ist ein Anti-Stress-Mittel

Das Leben mit Kindern ist stressig, keine Frage. Allerdings: Wer liebt und geliebt wird, tut langfristig etwas gegen die negativen Folgen von Stress. So bestätigen mehrere Studien, dass Körperkontakt, Geborgenheit und das Gefühl innerer Verbundenheit gesundheitsfördernd sind und unter anderem einem Herzinfarkt vorbeugen können. Der Grund: Liebe – egal ob zum Partner oder Kind – entspannt, stärkt Herz und Kreislauf, macht gute Laune und fördert den gesunden Schlaf (zumindest dann, wenn die Kleinen aus dem Gröbsten raus sind). Vor allem beim gemeinsamen Kuscheln passiert so einiges im Körper: Dann wird das Anti-Stress-Hormon Oxytocin ausgeschüttet, was zum Beispiel dem Blutdruck gut tut.

5. Eltern leben gesünder

Kinder sind immer auf Zack – und damit ihre Eltern immer in Bewegung. Für Trägheit und langes Sitzen – zwei Gewohnheiten, die das Sterberisiko erhöhen – sind Eltern weniger anfällig. Zudem halten Kinder unter Umständen dazu an, die eigene Lebensweise zu überdenken, sich gesünder zu ernähren und weniger Risiken einzugehen. So nimmt immerhin ein Viertel der rauchenden Frauen das Kinderkriegen zum Anlass, den schädlichen Glimmstängeln zu entsagen.

Und Kinder härten ab. Wie eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigte, sind über 40-jährige Beschäftigte mit Kindern seltener krankgeschrieben als diejenigen ohne Kinder. Zudem bekommen Eltern weniger Medikamente wie Psychopharmaka verschrieben als Kinderlose. Auch wer regelmäßig kleine Schnupfnasen zu Hause hat, kann getröstet sein: Langfristig trainiert dies das Immunsystem der Eltern. Eine amerikanische Studie konnte zeigen, dass Menschen mit Kindern weniger anfällig für Erkältungen sind. Vor allem Eltern mit mindestens drei Kindern erkrankten so gut wie nie.

6. Kinder stabilisieren die Beziehung

Obwohl Kinder in den ersten Jahren durchaus auch eine Belastungsprobe für Paare sein können, stärken sie auf lange Sicht die Beziehung. Genauer gesagt: Kinder senken das Risiko einer Trennung um nahezu die Hälfte. Dies ergab eine Auswertung von Daten aus der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), für die 5648 Eheschließungen unter die Lupe genommen wurden.

Wie groß wiederum der Einfluss einer festen Partnerschaft auf die Lebenserwartung ist, macht eine Studie aus Tschechien deutlich. Demnach können verheiratete Männer auf neun zusätzliche Jahre hoffen, Frauen immerhin auf bis zu sieben Jahre. Ein Partner unterstützt emotional, sichert finanziell ab und hat unter Umständen ein Auge auf schädliches Verhalten wie ungesunde Ernährung oder Alkohol- und Zigarettenkonsum. So ist beispielsweise die Sterberate durch Krebs bei Junggesellen um 24 Prozent höher als bei Männern im Ehestand.

7. Kinder sind eine wertvolle Hilfe im Alter

Im Haushalt helfen, die Pflege übernehmen, finanziell unter die Arme greifen oder mit den Eltern in einem Mehrgenerationenhaushalt zusammenleben: Kinder können im Alter eine wertvolle Hilfe sein. Die Eltern profitieren davon in mehrfacher Hinsicht. Sie können so länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben – in vertrauter Umgebung und sozial eingebunden. Das erhöht die Lebenszufriedenheit und wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung aus.

Und wer würde bezweifeln, dass Pflegebedürftige  im eigenen Haus und unterstützt von den Kindern besser aufgehoben sind als in einem Heim? Eine Studie der Ruhr-Universität Bochum zeigt, dass beispielsweise Demenzkranke, die statt im Seniorenheim zu Hause gepflegt werden, ein um die Hälfte niedrigeres Sterberisiko haben.