Gesunde Ernährung

22.03.2023

„Eine gesunde Ernäh­rung ist ten­den­zi­ell eher vege­ta­risch“

Unsere Ernährungsweise hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, sagt Jörn Klasen. Was gesundes Essen ausmacht, weiß der bekannte Ernährungs-Doc auch.

Herr Klasen, es heißt immer „Du bist, was du isst“. Welchen Einfluss hat unsere Ernährung tatsächlich auf unsere Gesundheit, gerade auch im Alter?

Jörn Klasen: Sie hat eine große Bedeutung. Natürlich ist Ernährung nicht alles, aber wir können mit ihr sehr viel Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen. Vor allem, wenn es um die Vermeidung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleber oder Fettstoffwechselstörungen geht. Aber sogar bestimmte Demenzformen lassen sich positiv beeinflussen. Insofern kann man sagen: Dieser Spruch gilt für vieles, gerade in unserer heutigen Zeit.

Wie sieht eine gesunde Ernährung denn aus?

Klasen: Eine gesunde Ernährung ist tendenziell eher vegetarisch – also mit wenig Fleisch und am besten gar keiner Wurst. Auch wenig Zucker. Das ist so die Tendenz, aber es kommt auch auf die Zubereitung an. Also: möglichst frisch zubereiten und die saisonalen und regionalen Gesichtspunkte beachten, das wäre für eine gesunde Ernährung wichtig.

Immer mehr Menschen ernähren sich ja vegan oder vegetarisch: Ist das wirklich immer so gesund?

Klasen: Vegetarisch halte ich für sehr sinnvoll. Vegan ist aus meiner Sicht etwas, bei dem die Weltanschauung eine starke Rolle spielt, wenn jemand generell auf tierische Produkte verzichtet, also auch auf Milchprodukte. Das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Wer vegan isst, muss nur darauf achten, dass sein B12-Spiegel nicht zu niedrig ist. Das sollte er regelmäßig kontrollieren lassen und gegebenenfalls substituieren – und eventuell auch auf den Eisenspiegel achten.

Wie aussagekräftig sind Körpermaße wie der Body-Mass-Index (BMI) und das Gewicht für unsere Gesundheit?

Klasen: Körpergewicht und BMI unterscheiden ja beispielsweise nicht zwischen dem Fett- und dem Muskelanteil. Jemand mit viel Muskulatur kann also einen nicht guten BMI haben. Deshalb ist es eigentlich besser, wenn man den Bauchumfang misst. Bei Frauen sollte er unter 80 Zentimetern liegen, bei Männern unter 94. Und noch aussagekräftiger wäre es, wenn man diesen Bauchumfang ins Verhältnis zur Körperlänge in Zentimetern setzt. Der Wert sollte dann unter 0,5 liegen.

Was bringen spezielle Ernährungstrends wie zum Beispiel das Intervallfasten?

Klasen: Das Intervallfasten bringt auf jeden Fall sehr viel, weil etwa nach zwölf Stunden Fasten unser sogenanntes Autophagie-Programm anläuft. Das ist sozusagen ein Säuberungsprogramm für unseren Körper – vor allen Dingen für unsere Körperzellen. Und das ist dringend notwendig, dass wir alles, was Schlacken sind, ausscheiden. Das können wir aber erst, wenn wir so lange fasten. Insofern ist ein 16:8-Intervall, also 16 Stunden Essenspause, absolut richtig und gut. Viele wären erstaunt zu erfahren, wie wenig der menschliche Organismus braucht.