Altern in anderen Ländern

31.05.2019

Grüezi und ein lan­ges Leben!

Die Schweizer haben eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt. Sechs Gründe, warum die Eidgenossen uns um fast drei Jahre überleben.

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Gesünder, glücklicher und fitter – die Schweizer kennen das Rezept für ein langes Leben.

Berge, Schokolade und Käse: drei Dinge, die wir mit unseren Nachbarn in der Schweiz gemeinsam haben – und die Liste lässt sich beliebig ergänzen. Um den Punkt Lebenserwartung zum Beispiel – nicht. Hier haben die Eidgenossen nämlich gehörig die Nase vorn.

So werden heute geborene Schweizer im Schnitt 82,6 Jahre alt und rangieren damit in Sachen Langlebigkeit weltweit auf Platz 10. Deutschland muss man im internationalen Ranking dagegen etwas länger suchen: Mit 80,8 Jahren reicht es nur für Platz 34. Zudem ist Deutschland laut Global Burden Disease Study der WHO das absolute Schlusslicht in Westeuropa. Nirgendwo sonst ist die Lebenserwartung – speziell die der Männer (78,2 Jahre) – so gering. Bei den Frauen (83 Jahre) schneiden nur Großbritannien und Dänemark noch schlechter ab. Ganz anders beim Spitzenreiter Schweiz. Männer werden hier mit 82,1 Jahren rund drei Jahre älter als deutsche. Die stattliche Lebenserwartung von 85,4 Jahren bei den Frauen wird nur von den Spanierinnen übertrumpft.

Und auch im Alter geht es den Schweizern länger gut. 65-Jährige können durchschnittlich noch mit 13 gesunden Lebensjahren rechnen; Deutsche hingegen verbringen nur knapp weitere acht Jahre ohne größere Gebrechen. Doch was machen die Schweizer anders, vielleicht besser?

1. Schweizer haben weniger Kilos auf den Rippen

Obwohl die Schweiz berühmt ist für Fondue und Rösti, genießen ihre Einwohner die kalorienreichen Leckereien offenbar nur in Maßen. Denn lediglich rund 30 Prozent der Schweizer gelten als übergewichtig; elf Prozent sind adipös. In Deutschland ist der Hüftspeck-Anteil doppelt so hoch – das Risiko durch Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben entsprechend größer.

2. Schweizer bewegen sich mehr

Drei Viertel der Schweizer folgen der WHO-Empfehlung und sind pro Woche mindestens 2,5 Stunden körperlich aktiv. Bei den Deutschen sind es nur gut 45 Prozent, die regelmäßig ins Schwitzen kommen. Das Fitnessstudio muss es dabei gar nicht sein: Über die Hälfte der Schweizer lässt das Auto stehen und fährt per Velo zur Arbeit. In Deutschland tun dies nur schlappe elf Prozent.

3. Schweizer trinken und rauchen weniger

Auch die Schweizer sind keine Heiligen, picheln und quarzen. Allerdings in geringerem Maße. Mit 7,9 Litern reinem Alkohol pro Jahr und Kehle liegt der Konsum aktuell auf dem niedrigsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Deutschen genehmigen sich hingegen 9,5 Liter. Jeder Vierte raucht dazu regelmäßig Zigaretten. In der Schweiz ist es rund jeder Fünfte. Und: Zwischen 1992 und 2017 hat sich der Anteil der starken Raucher (>20 Zigaretten/Tag) halbiert. Gut gegen das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

4. Die Schweiz hat ein anderes Gesundheitssystem

Das Gesundheitssystem der Schweiz gilt weltweit als vorbildlich. Laut des HAQ-Index, der den Behandlungserfolg von Krankheiten und den Zugang zur Gesundheitsversorgung in 195 Staaten misst und vergleicht, liegt das Land auf Platz 3 (Deutschland Platz 20). So verfügt die Schweiz auch im ländlichen Raum über ein dichtes Netz aus Ärzten und Spitälern. Einen Mangel an Pflegekräften kennt man dort kaum, ebenso wenig wie die Einteilung in Kassen- und Privatpatienten. Jeder – unabhängig von Einkommen, Alter und Krankheitsrisiko – zahlt eine Kopfpauschale, sodass alle die gleichen Leistungen bekommen. Zehn Prozent der Behandlungskosten müssen die Schweizer selbst tragen. Allerdings ist der Betrag ab einem bestimmten Einkommen gedeckelt.

5. Schweizern geht es sozioökonomisch besser

Die Schweiz ist eine Wohlstandsinsel. Durchschnittlich stehen einem Haushalt 3045 Euro netto pro Kopf und Monat zur Verfügung. Das Lohnniveau ist 1,5- bis zweimal so hoch wie hierzulande. Und trotz hoher Lebenshaltungskosten liegen Kaufkraft und Reallöhne weit über deutschen Verhältnissen. Arbeitslosen- und Armutsquote sind halb so hoch wie hierzulande.

Das mag auch mit Bildung zu tun haben. Schulabbrecher? Kennt man in der Schweiz kaum (5,1 Prozent). Menschen ohne Berufsausbildung? Auch hier liegt die Quote bei den Eidgenossen (12 Prozent) deutlich unter der in Deutschland (17 Prozent). Alles nicht unerheblich: Schlecht gebildete und von Armut betroffene Menschen leben Studien zufolge bis zu zwölf Jahre kürzer.

6. Schweizer sind glücklicher

Seelisches Wohlbefinden schützt vor Stress, Bluthochdruck und einem schwächelnden Immunsystem. Die Schweizer haben hier gut lachen, denn es gibt kaum ein Land auf der Welt, in dem die Menschen zufriedener sind. Laut World Happiness Report der Vereinten Nationen, der Aspekte von Gesundheit bis Freiheitsgefühl in 156 Staaten untersucht, liegt die Schweiz auf Platz 6 – Deutschland hingegen auf Platz 17. Europaweit hat die Schweiz sogar eine der höchsten „glücklichen Lebenserwartungen“. Heißt: Im Durchschnitt kann ein Schweizer 63 Jahren voller Zufriedenheit und ohne allzu große Sorgen entgegensehen. In Deutschland sind es 56 Jahre. Immerhin.