Altersrekorde

01.11.2022

Das sind Deutsch­lands „Älteste“

Die älteste Deutsche ist 113 Jahre alt. Das ist viel, aber nichts zu den Lenzen, die die älteste Stadt zählt. Ein Blick auf Deutschlands Altersrekorde.

© Stefan Koerber / Fotolia

Älteste Stadt: Die Porta Nigra, lateinisch für „Schwarzes Tor“, ist ein bekanntes Wahrzeichen von Trier. Römer gründeten die Stadt spätestens im Jahr 16 vor Christus. Sie gilt damit als älteste in Deutschland.

Charlotte Kretschmann aus Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg darf sich im Augenblick als Rekordhalterin fühlen. Mit 113 Jahren ist sie – Stand Februar 2023 – der älteste noch lebende Mensch in Deutschland. Wobei sich das nie so ganz sicher sagen lässt. Denn ein zentrales Register der ältesten Deutschen gibt es nicht. Sicher ist nur eines: Der Titel wird regelmäßig neu vergeben, da ein Menschenleben nun einmal endlich ist. Andere Altersrekorde sind dagegen für die Ewigkeit. Und davon hat Deutschland einige interessante zu bieten, wie unsere Fotostrecke zeigt.

Zum Beispiel Trier: Die Stadt an der Mosel wurde spätestens im Jahre 16 v. Christus von den Römern als Augusta Treverorum gegründet und gilt damit als älteste Deutschlands. Fast folgerichtig kann sie noch mit zwei weiteren Titeln aufwarten: Die älteste Kirche und das älteste Haus Deutschlands stehen ebenfalls in der rheinland-pfälzischen Stadt.

Altersrekorde oft umstritten

Doch schon an Trier zeigt sich, wie begehrt und umkämpft die Rekorde sind. Einen offiziellen Titel für die älteste Stadt gibt es jedenfalls nicht. Auch Worms oder Kempten reklamieren das Prädikat für sich – und verweisen auf ältere keltische Besiedlungen. Diese lassen sich auch für andere Flecken in Deutschland nachweisen. Allerdings kann bei ihnen von einer städtischen Ansiedlung noch nicht die Rede sein.

Wer nach Deutschlands Altersrekorden fahndet, stößt auf viele solche Streitfälle. Manche Rekorde, die sich mit dem Attribut „älteste(r)“ schmücken, gehen vielmehr auf die Kreativität mancher Marketing-Experten zurück, die ihre Region gern mit einem Superlativ aufwerten wollen.

Mitunter entscheiden Feinheiten über den Sieger

So haben Generationen von Menschen verinnerlicht, dass der Dresdner Striezelmarkt der älteste Weihnachtsmarkt ist. Ein Irrtum, wie das Rekord-Institut für Deutschland 2015 amtlich feststellte: „Deutschlands ältester in einer Chronik genannter Weihnachtsmarkt“ ist demnach der 1384 erstmals benannte Wenzelsmarkt in Bautzen – einer Stadt 50 Kilometer östlich von Dresden. Der 1434 urkundlich erwähnte Striezelmarkt geht aber nicht leer aus: Er gilt nunmehr als „Deutschlands ältester beurkundeter Weihnachtsmarkt“. Alles klar?

Knifflig ist auch die Frage, welcher Turnverein der älteste ist. Im Rennen: die Hamburger Turnerschaft von 1816 r.V. und der TSV 1814 Friedland aus Mecklenburg-Vorpommern. Wer glaubt, anhand des Gründungsjahres im Vereinsnamen den Sieger bestimmen zu können, unterschätzt die Feinheiten der Regelauslegung: Der Deutsche Turner-Bund beruft sich in dem Konflikt auf das Vereinsrecht, das es zu jener Zeit nur in Hamburg gab. Dass in Friedland nachweislich schon eher geturnt wurde, spielt keine Rolle.

Was lernen wir daraus? Es reicht nicht immer aus, der Älteste zu sein. Man muss auch die Geschichte auf seiner Seite haben.